Herzgruppen-Effizienz – die Baumgartner-Arbeit
Es sieht nun so aus, dass wir uns für eine Studie zur Effizienz der saarländischen Herzgruppen entscheiden werden. Die Datenlage ist mehr als dürftig, sodass eine solche Studie überfällig sein dürfte. Bei den Literatur-Recherchen zeigt es sich, dass dieses deutsche Modell in den internationalen Untersuchungen zur Rehabilitationsgüte keine Entsprechung hat.Nun gibt es allerdings einen Ausnahme aus dem Jahre 2015/16 in Form einer Dissertation an der TU München (Direktor Herr Prof. Halle), die genau diese Untersuchungen zum Inhalt hat. Es handelt sich um die bisher umfassendste retrospektive Studie zur Effizienz von Herzgruppen an diesem Standort.
Untersucht wurden 207 Patienten dieser Gruppen; 20 davon wurden einer gematchten Kontrollgruppe gegenübergestellt. Von allen Patienten wurden sehr ausgiebig anamnestische und demografische Daten erhoben, sowie eingehende klinische Untersuchungen durchgeführt. Anlass der Untersuchung war die Erkenntnis, dass jene internationalen Erhebungen zum Wert körperlicher Aktivität, die diesen ausdrücklich hervorheben, wegen der speziellen Modalitäten der deutschen Reha-Szene nicht oder nur bedingt auf diese übertragbar sind. Daher war es Sinn und Aufgabe der vorliegenden Arbeit, dazu spezifisch auf den deutschen Reha-Ablauf bezogene Daten zu erheben und diese vorhandene Lücke zu füllen.
Da musste man schon auf das Ergebnis gespannt sein, und das fiel verheerend aus. Die Hauptaussage der Arbeit war nämlich, dass ein gesundheitlicher Wert und Vorteil für die Herzgruppenarbeit zumindest an der TU München nicht gegeben ist. Es zeigte sich, dass weder die Belastbarkeit im Beobachtungszeitraum zunahm, noch die Risikofaktoren in irgendeiner positiven Weise beeinflusst wurden. Der BMI z.B. nahm sogar noch zu. im Vergleich mit der Kontrollgruppe wurde dieser Unterschied noch deutlicher: die ergometrische Belastbarkeit war in der Kontrollgruppe um 30% besser.
Die Autorin der bemerkenswerten Arbeit schließt daraus, dass angesichts der nicht nachweisbaren Verbesserungen der Gesundheitsprofile Zweifel an der Effektivität des Konzepts der ambulanten Herzgruppen aufkommen. Es ist …“zu diskutieren, ob die Elemente eines Trainingsprogramms in der Sekundärprävention ausreichend Eingang in die Trainingsgestaltung finden.“ Und sie schließt mit der Anmerkung: „Die Forderung nach weiteren Studien, insbesondere randomisierten kontrollierten Studien bleibt in jedem Fall erhalten.“
Dissertation Baumgartner
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